20 Jahre Ferienbetreuung: Ein Erfolgsmodell mit Zukunft
Nun sind die langen Sommerferien vorbei und die Kinder sind wieder zurück in der Schule oder dem Kindergarten. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist für viele Eltern jedoch eine Herausforderung, insbesondere während der Schulferien. Mit zwölf Wochen Ferienzeit und lediglich sechs Wochen Urlaub, den Erwerbstätige in der Regel zur Verfügung haben, entstehen Betreuungsengpässe, die schwer zu überbrücken sind. Während sich Paare mit nur einem Erwerbstätigen oder Familien mit unterstützenden Großeltern noch arrangieren können, wird die Lage für Familien mit zwei berufstätigen Elternteilen oder Alleinerziehende oft problematisch.
Diese Problematik hat die Bundesregierung erkannt und plant mit dem Ganztagsförderungsgesetz ab 2026 einen Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung für Grundschulkinder, auch während der Ferien. In Betzdorf-Gebhardshain blickt man dieser Neuerung allerdings recht gelassen entgegen, denn die Verbandsgemeinde hat schon vor 20 Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Ferienbetreuung übernommen.
Früher Start in Betzdorf
Bereits 2004 erkannte eine engagierte Elterninitiative aus dem Umfeld der Christophorus-Grundschule in Betzdorf-Bruche die Dringlichkeit einer strukturierten Ferienbetreuung. Damals war die Ganztagsschule gerade eingeführt worden, und viele Eltern standen vor der Herausforderung, eine Betreuung für ihre Kinder während der langen Sommerferien zu organisieren. Aus dieser Notlage heraus entstand die Idee einer Ferienbetreuung, die von der Verbandsgemeinde Betzdorf unterstützt wurde. Was damals mit acht Kindern und einer Betreuerin begann, ist heute zu einem umfassenden Angebot mit über 50 betreuten Kindern in den Sommer-, Herbst- und Osterferien herangewachsen.
Wandel der Gesellschaft und steigende Nachfrage
Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahrzehnte hat die Nachfrage nach verlässlicher Ferienbetreuung kontinuierlich steigen lassen. Immer häufiger sind beide Elternteile berufstätig, und viele Familien können nicht auf die Unterstützung von Verwandten zurückgreifen. Alleinerziehende sind besonders auf solche Angebote angewiesen. In Betzdorf zeigt sich dies deutlich: „In der vergangenen Woche waren 55 Kinder hier, das ist ein neuer Höchststand. Wir machen schon keine Extrawerbung mehr“, berichtet der Jugendpfleger Ingo Molly. Für Bürgermeister Joachim Brenner kommt diese Entwicklung nicht überraschend: „Die Gesellschaft hat sich verändert, das klassische Familienmodell mit nur einem Berufstätigen ist längst nicht mehr so verbreitet wie noch vor ein paar Jahrzehnten.“
Die Betreuung der Kinder erfolgt durch ein engagiertes Team der Jugendpflege, das aus neun Betreuern besteht. Darunter befinden sich Erzieher und Honorarkräfte, die sich größtenteils ehrenamtlich einbringen. Dank Fördermitteln des Landes, die über das Kreisjugendamt bereitgestellt werden, kann diese wertvolle Arbeit finanziell abgesichert werden. Als nun in diesen Sommerferien umfangreiche Bauarbeiten in der Christophorus-Grundschule anstanden, musste die Ferienbetreuung in die Stadthalle umziehen. Die Stadt stellte nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung – ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr dieses Angebot geschätzt wird.
Die Kinder können frei spielen, erleben unterschiedliche Tagesausflüge, knüpfen neue Freundschaften und können sich drinnen wie draußen austoben.
Ein Blick in die Zukunft
Wenn 2026 das Ganztagsförderungsgesetz kommt, ist man vor Ort schon gut aufgestellt: Mit den bewährten Strukturen und der jahrelangen Erfahrung wird die Verbandsgemeinde auch in Zukunft eine Vorreiterrolle einnehmen können.
Auch der „Ferienspaß“, der vor 40 Jahren als kleines Sommerprogramm startete und sich inzwischen zu einem umfangreichen Angebot mit über 60 Aktivitäten entwickelt hat, ist heute ein fester Bestandteil des Sommers in der Region. Jährlich nehmen mittlerweile rund 600 Kinder daran teil. „Dieses Erfolgsmodell bietet nicht nur den Kindern unvergessliche Ferienerlebnisse, sondern entlastet auch die Eltern erheblich. Dank des Engagements von vielen Vereinen mit ihren Ehrenamtlichen, der Unterstützung der Verbandsgemeinde und dem Team der Jugendpflegen mit all ihren freiwilligen Helfern steht dieses Erfolgsmodell auch in den kommenden Jahren auf festen Füßen“, so Bürgermeister Brenner.